Triebwerksstartverfahren

Definition

Triebwerksstartverfahren bezeichnen die standardisierten Schritte und Überprüfungen, die Piloten durchführen, um das Triebwerk(e) eines Flugzeugs sicher zu starten. Diese Verfahren sind flugzeugspezifisch, basieren auf den Hersteller-Checklisten und werden häufig mit dem Bodenpersonal koordiniert, insbesondere während des Rückstoßens oder Rampenbetriebs. Sichere Triebwerksstarts sind entscheidend, um Schäden an der Ausrüstung, Verletzungen des Personals oder unbefugte Bewegungen auf der Start- und Landebahn zu vermeiden.

Zweck

  • Den Motorbetrieb mit korrekter Sequenzierung von Treibstoff, Luft und Zündung einleiten
  • Die Systembereitschaft sicherstellen, einschließlich Öldruck und elektrischer Versorgung
  • Hot Starts, Hängestarts oder Kompressoraussetzer verhindern
  • Bei Bedarf mit externen Strom- oder Luftquellen koordinieren
  • Das Flugzeug sicher von der Bodenstromversorgung auf triebwerksgenerierte Leistung umschalten

Wann der Triebwerksstart erfolgt

  • Nach Erhalt der Freigabe von der Flugverkehrskontrolle für „Start-up and Pushback“ (an kontrollierten Flughäfen)
  • Vor dem Rollen an unkontrollierten Flugplätzen (selbstkoordiniert)
  • In der Reihenfolge: entweder vor, während oder nach dem Rückstoß (je nach SOP)

Allgemeine Triebwerksstartsequenz

SchrittMaßnahme
1Freigabe bestätigen – ATC-Start-/Pushback-Genehmigung, falls erforderlich
2Beacon EIN – Kollisionswarnlicht (Beacon) vor dem Start aktivieren
3Überprüfung der Stromquelle – Bodenstrom, APU oder interne Batterie verfügbar
4Triebwerksstart-Checkliste – Durchführung der einzelnen Punkte (Kraftstoffpumpe, Zündung, etc.)
5Ausgewähltes Triebwerk starten – normalerweise zuerst Triebwerk 2 mittels Startschalter/Selektor
6Parameter überwachen – N1/N2-Drehzahl, Öldruck, EGT, Kraftstoffdurchfluss
7Stabilisierung – Leerlaufleistung bestätigt, alle Werte im zulässigen Bereich
8Für das zweite Triebwerk wiederholen – falls zutreffend
9Generator-/Abgreifeneinrichtung – Elektrische und pneumatische Systeme bei Bedarf umschalten
10Bodenpersonal informieren – „Triebwerksstart abgeschlossen, bereit zur Trennung.“

Triebwerksstarttypen

TypBeschreibung
BatteriestartKleine Flugzeuge, die interne Batterieleistung verwenden
APU-unterstützter StartDas APU liefert Druckluft und elektrische Leistung
Bodenstrom-/LuftfahrzeugstartExterne Verbindung für den Start erforderlich (bei Jets üblich)
Cross-Bleed-StartEin laufendes Triebwerk startet ein anderes, falls erforderlich

Beispiel-Phraseologie

PilotBodenpersonal / ATC
„Bereit für Triebwerksstart, Bremsen eingestellt.“„Freigabe für Triebwerksstart.“
„Starte Triebwerk zwei.“
„Triebwerk zwei stabilisiert.“„Push-Vorgang abgeschlossen, Schleppstange getrennt.“
„Start abgeschlossen, bitte um Rollenfreigabe.“„Rollen zur Halteposition auf Bahn 27 via Bravo.“

Typische Triebwerksstartindikatoren (Jet-Beispiel)

ParameterNormalbereich
N1/N2-DrehzahlErhöht sich gleichmäßig
EGTSteigt während der Zündung, bleibt aber innerhalb der Grenzen
ÖldruckSteigt schnell nach dem Anlassen
KraftstoffdurchflussBeginnt bei Zündung
VibrationenInnerhalb der normalen Toleranzen

Warnungen und Fehlfunktionen

TypUrsacheMaßnahme
Hot-StartÜbermäßiges EGTKraftstoffzufuhr unterbrechen, Motor kühlen
HängestartN2 stallt unter LeerlaufStart abbrechen, erneut versuchen oder alternative Luftquelle verwenden
Keine ZündungZündungsfehlerAbbruch und Untersuchung
Hohe Vibrationen oder ÖldruckMechanisches ProblemStart abbrechen und Wartung anfordern

Sicherheitsüberlegungen

  • ✅ Bestätigen, dass der Bereich frei von Personal, Fahrzeugen und FOD ist
  • ✅ Sicherstellen, dass das Beacon-Licht vor dem Start aktiviert ist
  • ✅ Alle Triebwerksanzeigen genau überwachen
  • ✅ Die Kommunikation mit dem Bodenpersonal aktiv und klar halten

Tipps für Piloten

  • Immer flugzeugspezifische Checklisten befolgen
  • Triebwerksstarts mit LearnATC-Simulationstools üben
  • Bei kaltem Wetter zusätzliche Zeit für die Stabilisierung des Öldrucks einplanen
  • Die „Challenge–Response“-Methode bei Multicrew-Operationen verwenden